Atomenergie – das notwendige Comeback

„Atomenergie? Das unheimliche Comeback“, orakelt DER SPIEGEL in seiner Titelgeschichte 28/2008 mit deutlichem Unbehagen. Wenn einem Comeback der Kernenergie in Deutschland ließe sich allerdings erst sprechen, wenn neue Kernkraftwerke geplant und gebaut würden, in nicht nur die alten Anlagen länger betrieben würden. Von dieser Option sind wir allerdings noch weit entfernt, denn selbst eine Verlängerung der Laufzeiten bestehender Anlagen stößt auf heftige Kritik der Linksparteien. Eine Position, die Sozialdemokraten und Kommunisten früher nicht angenommen hatten:

Früher war es genau umgekehrt. Die Kernenergie war integraler Bestandteil linker Utopien. Der Staatssozialismus setzte konsequent auf die Spaltung des Atoms: Der erste Reaktor zur Stromproduktion wurde 1954 in Obninsk bei Moskau eröffnet. Die Technologie der scheinbar unbegrenzten, von natürlichen Ressourcen beinahe unabhängigen Energiegewinnung passte gut zur utopischen Vorstellung der Entfesselung der Produktivkräfte auf dem Weg ins kommunistische Paradies. Aber auch die westeuropäische Sozialdemokratie setzte früher und konsequenter auf Atom als konkurrierende konservative Parteien. In der Bundesrepublik erfolgte der massive Ausbau der Kernenergie unter der sozialliberalen Koalition.

Wenn keine neuen Kernkraftwerke gebaut würden, bliebe für den Grundlastbereich nur noch die Wahl zwischen Gas und Kohle. Edgar Gärtner fordert in einem Kommentar für DIE WELT die Bau neuer Kohlekraftwerke und den Abschied von einem Dogma, weil er wohl annimmt, dass es zu Neubauten von Kernkraftwerken nicht kommen wird:

Immerhin könnte eine Verlängerung der Laufzeit bereits existierender KKW unsere Grundlastversorgung für zwei Jahrzehnte sichern. Um das auch längerfristig zu erreichen, käme es aber darauf an, mit dem CO2-Treibhaus-Dogma und der damit verbundenen Verteufelung des Kohlenstoffdioxids wie der Kohle Schluss zu machen und in Deutschland zig Kohlekraftwerke zu errichten – und zwar ohne die geforderte Abscheidung und Endlagerung des Verbrennungsabgases CO2, die wegen der damit verbundenen erheblichen Wirkungsgrad-Einbuße die zurzeit preisgünstige Kohleverfeuerung unnötig verteuern würde

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4 Gedanken zu “Atomenergie – das notwendige Comeback

  1. „Immerhin könnte eine Verlängerung der Laufzeit bereits existierender KKW unsere Grundlastversorgung für zwei Jahrzehnte sichern.“

    Ja, das Kollektiv baut und sichert seine Grundversorgung. Was mich an dieser Debatte schon so massiv stört, ist dieses „wir“.

  2. Das Problem ist, dass die Umweltschützer mir meine Option Atomenergie nicht lassen wollen, wo ich absolut nichts dagegen habe, dass sie auf Öko-Strom setzen. Das Kollektiv bzw. die Mehrheit dieses Kollektivs trifft in diesem Fall Entscheidungen für mein Leben.

  3. Max

    Auch wenn eine Laufzeitverlängerung ökonomisch und ökonlogisch zwingend ist, sollte man nicht das Endlagerproblem aus den Augen verlieren. Solange das nicht zufriedenstellend und im Kollektiv [da traue ich dem Markt nicht] gelöst ist ist Neubau keine Option.

    Gruß aus Hamburg

  4. Das Hauptproblem für eine Lagerung von Atommüll scheinen mir Umweltschützer zu sein, die jedes Objekt in Frage stellen, was nur zur Folge hat, dass der Müll oberirdisch gelagert werden muß. Übrigens hier ein Literaturhinweis auf einen Aufsatz aus dem Jahr 2001:
    http://www.capmag.com/article.asp?ID=201
    Die Arbeitsplätze in der amerikanischen Atomindustrie gehören zu den sicherersten in der gesamten Industrie. Kein einziger Todesfall habe sich aus dem Betrieb eines Atomkraftwerkes ergeben, heißt es in dem Artikel.

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